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Pflege durch Angehörige

Schaffe ich das?

Mit steigendem Alter nimmt das Risiko für die Pflegebedürftigkeit massiv zu. Dabei ist es nicht nur das Alter, das über die Pflegebedürftigkeit entscheidet. Auch ein Unfall kann einen völlig gesunden Menschen aus dem Nichts heraus zum Pflegefall machen. Angehörige können dementsprechend von heute auf morgen vor die Entscheidung gestellt werden: pflege ich meinen Angehörigen selbst oder überlasse ich die Pflege den Profis?

Die häufigste Frage rund um die Pflege durch Angehörige lautet dabei: „Schaffe ich das überhaupt?“ Diese Entscheidung für oder gegen die eigenhändige Pflege sollte niemals aus dem Bauch heraus getroffen werden. Immerhin hat sie einen enormen Einfluss auf das eigene Leben. Zudem ist auch lange nicht jeder Angehörige, der die Aufgabe übernehmen möchte, für die Pflege geeignet. Umso wichtiger ist es, sich mit Vorteilen, Nachteilen und Hilfemöglichkeiten zu beschäftigen.

Schaffe ich das?

Die wichtigsten Zahlen rund um die Pflege zuhause

In Deutschland sind nach offizielle Zahlen derzeit rund 3,5 Millionen Menschen pflegebedürftig. Durchaus überraschend ist dabei, dass ein Großteil (76 Prozent) in den eigenen vier Wänden versorgt wird. Gut 52 Prozent werden von ihren Angehörigen zuhause gepflegt. Weitere rund 24 Prozent gemeinsam durch Angehörige und einen professionellen Pflegedienst.

Schätzungen der Pflegekassen zufolge gibt es daher rund 4,7 Millionen Menschen, die ihre Angehörigen pflegen oder sich zumindest teilweise um die Pflege kümmern. Dabei sind es laut dem Barmer GEK Pflegereport mehr Frauen als Männer, die pflegerische Aufgaben übernehmen. Demnach sind 6,2 Prozent aller Frauen ab 16 Jahren und erstaunlicherweise auch vier Prozent aller Männer ab 16 Jahren an der häuslichen Pflege von Angehörigen beteiligt.

Den korrekten Pflegegrad beantragen

Tritt der Pflegefall plötzlich ein, stürmt auf die Angehörigen des Pflegebedürftigen eine Menge ein. Angefangen von praktischer pflegerischer Tätigkeit über verwaltungstechnische Aspekte bis hin zu finanziellen Angelegenheiten ist einiges zu tun. Eine entscheidende Rolle für die Pflege spielt die Beantragung des korrekten Pflegegrads durch ein Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK). Der Pflegegrad bestimmt darüber, welche finanziellen Leistungen und Sachleistungen Pflegebedürftigen bzw. deren Angehörigen zustehen. Dabei gibt es folgende Pflegegrade, über die wir in unseren verlinkten Artikeln jeweils näher informieren:

Pflegegrad 1: Niedrige Einschränkung der Selbstständigkeit

Pflegegrad 2: Erhebliche Einschränkung der Selbstständigkeit

Pflegegrad 3: Schwere Einschränkung der Selbstständigkeit

Pflegegrad 4: Schwerste Einschränkung der Selbstständigkeit

Pflegegrad 5: Schwerste Einschränkung der Selbstständigkeit (inklusive besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung)

Vorteile der häuslichen Pflege

Wo ist mein Angehöriger besser versorgt, zuhause oder im Pflegeheim? Diese Frage stellen sich alle Angehörigen im Ernstfall oder am besten schon, bevor es zum Ernstfall kommt. Es liegt auf der Hand, dass die meisten Menschen am liebsten in den eigenen vier Wänden bleiben und dort von ihren Angehörigen gepflegt werden möchten. Werfen wir also einen Blick auf die Vorteile der häuslichen Pflege:

  • Bekannte Umgebung: In der gewohnten Umgebung zu bleiben, ist das Hauptargument für die häusliche Pflege. Kein Wunder, fühlen sich pflegebedürftige Menschen in ihrer Wohnung umgeben von der bekannten Nachbarschaft dauerhaft am wohlsten. Gerade an der selbsterrichteten Immobilie hängt verständlicherweise das Herz. Weiterer Vorteil: Das Eigenheim lässt sich nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen auf die Pflege umbauen.
  • Kein Neuanfang: Vor allem ältere Menschen möchten an ihrem Lebensabend nicht auch noch einen Tapetenwechsel durchführen. Die Gewissheit in eine völlig unbekannte Umgebung mit unbekannten Menschen zu kommen, ist für viele Menschen ein Problem. Auch Psychologen bestätigen, dass der Verbleib in den eigenen vier Wänden einen positiven Einfluss auf den Gesundheitszustand haben kann.
  • Sicherheit: Pflegebedürftig sein ist nicht immer mit körperlichen Beeinträchtigungen verbunden. Häufig ist es auch eine Demenz, die den Pflegebedarf begründet. Besonders für solche Menschen bietet das gewohnte Zuhause einen sicheren Rückzugsort. Gerade das Altbekannte hilft den Menschen dabei, ihren Alltag trotz Pflegebedürftigkeit weitgehend selbstständig zu bewältigen. Das ist für pflegende Angehörige ein wertvoller Vorteil, da die Belastung durch die Betreuung sinkt.
  • Kosten: Eines der Totschlagargumente für die häusliche Pflege sind die Kosten. Wird ein großer Teil der Pflegetätigkeiten durch ein Familienmitglied übernommen (oder teilt sich die Familie die Aufgabe) sind die Kosten massiv geringer als bei der Unterbringung in einem Pflegeheim oder der Vollzeitbetreuung durch einen Pflegedienst.
  • Freiheit: Wer zuhause wohnt und zumindest noch nicht hochpflegebedürftig ist, behält sich einen Gutteil seiner Freiheit. Damit ist ein gewisses Maß an Selbstbestimmung und Individualität im Tagesablauf sowohl für den Pflegebedürftigen als auch für pflegende Angehörige gegeben. Ganz gleich, ob Essenszeit, die abendliche Lieblingssendung oder auch die Zubettgehzeit – all das ist nicht vom getakteten Ablauf in einer Pflegeeinrichtung abhängig.

Nachteile der häuslichen Pflege

Alles, was Vorteile hat, bringt jedoch auch einige Schattenseiten mit sich. Das gilt sowohl für die pflegebedürftige Person, vor allem aber für die Pflegeperson, die sich der verantwortungsvollen Aufgabe zuwenden möchte. Die folgenden Punkte sollten Sie sich daher unbedingt genau anschauen, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, einen Angehörigen zuhause zu betreuen. Immerhin ist dies keine Entscheidung, die sich innerhalb weniger Tage rückgängig machen lässt.

  • Im Gegensatz zum Aufenthalt in einem Pflege- bzw. Seniorenheim besteht die Gefahr, dass die pflegebedürftige Person vereinsamt. Warum? Ganz einfach, wenn Sie als Pflegeperson berufstätig sind und sich Ihr Angehöriger nicht eigenständig aus dem Haus bewegen kann, sind die Einschränkungen bezüglich des persönlichen Kontakts sehr hoch.
  • Als pflegender Angehöriger tragen sie eine enorme Verantwortung was die pflegerische Tätigkeit angeht. Dementsprechend ist das Aneignen von pflegerischem und medizinischem Wissen über einen Pflegekurs unabdingbar. Dennoch besteht immer die Gefahr, dass es durch fehlendes Fachwissen zu Fehlbehandlungen zum Nachteil des Pflegebedürftigen kommt.
  • Auch in Sachen materieller Versorgung ziehen Sie bei der häuslichen Pflege häufiger den Kürzeren. Immerhin müssen Sie selbst für den rechtzeitigen Nachschub an Verbrauchsmaterial und für die Beschaffung von akut notwendigem Equipment sorgen. In einer professionellen Pflegeeinrichtung ist dies kein Problem.
  • Der Zeitaufwand für die Pflege eines Angehörigen ist enorm. In den meisten Fällen steigt er mit den Jahren darüber hinaus parallel zum Zustand des Pflegebedürftigen an. Während die Pflege bei einer leichten Demenz meist problemlos mit dem Beruf unter einen Hut zu bringen ist, sieht das bei anderen Krankheitsbildern völlig anders aus. Bei einem schweren Schlaganfall etwa müssen Sie beinahe rund um die Uhr einsatzbereit sein.
  • Insbesondere durch den zeitlichen Aufwand und dem daraus entstehenden Stress besteht für die pflegende Person enorme Überlastungsgefahr. Schließlich sind Freizeit und Familienleben durch die Pflege massiv betroffen. Nicht selten gehen Freundschaften zu Bruch, Familien driften auseinander und für Hobbys ist schon gar keine Zeit mehr. Hinzu kommt die schwere körperliche Belastung. Gerade bei bettlägerigen Menschen kann die Gesundheit durch das Lagern deutlich leiden – Stichwort Rückenschmerzen.
  • Zu guter Letzt kommen wir zu den Finanzen. Ja, wer selbst für die Pflege eines Angehörigen sorgen möchte, muss mit teils hohen finanziellen Einbußen rechnen. Wen wundert es da, dass die meisten pflegenden Angehörigen höchstens in Teilzeit arbeiten können. Das führt nicht nur zu einem akuten Einkommensverlust, sondern auch zu Nachteilen in Sachen Rente. Jedes Jahr häusliche Pflege bedeutet Abstriche. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, um dies zumindest ein Stück weit abzufangen.

Pflege und Beruf kombinieren: Finanzielle Absicherung für pflegende Angehörige

Wir wollen nichts beschönigen: Wer sich um die Pflege eines Angehörigen kümmert, muss finanzielle Einbußen hinnehmen. Wie hoch diese sind, hängt in erster Linie davon ab, ob und wie gut sich Pflege, Familie und Beruf kombinieren lassen. Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Unterstützung zu erhalten und eine finanzielle Absicherung sicherzustellen. Wir stellen die wichtigsten Optionen vor:

  • Pflegezeit: Durch das Pflegzeitgesetz hat jeder pflegende Angehörige einen Anspruch auf Pflegezeit. Diese Pflegezeit funktioniert ähnlich wie die Elternzeit für die Kinderbetreuung. Sie können sich also für bis zu sechs Monate eine Auszeit nehmen, um sich um einen Angehörigen zu kümmern. Der Zeitraum beträgt ähnlich wie bei der Elternzeit sechs Monate.

    Gleichzeitig profitieren Sie von einem Sonderkündigungsschutz. Allerdings besteht dieser Anspruch lediglich bei Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern. Eine zusätzliche monetäre Unterstützung können Pflegende über das Pflegegeld des Pflegebedürftigen erhalten.
  • Familienpflegezeit: Die Familienpflegezeit ist sozusagen die Erweiterung der Pflegezeit. Möchten Angehörige ihre pflegebedürftigen Verwandten länger als sechs Monate betreuen, können sie die für bis zu 24 Monate mögliche Familienpflegezeit in Anspruch nehmen.

    Grundvoraussetzung dafür ist jedoch, dass der pflegende Angehörige weiterhin für mindestens 15 Stunden berufstätig sind. Bei Arbeitgebern mit weniger als 25 Mitarbeitern besteht jedoch kein gesetzlich verankerter Anspruch auf die Familienpflegezeit. Der Anspruch auf ein zinsloses, staatliches Darlehen soll die finanziellen Einbußen kompensieren.
  • Pflegeunterstützungsgeld: Da die Pflegebedürftigkeit häufig plötzlich eintritt, müssen Angehörige ihre Energie einige Tage investieren – auch wenn sich später ein professioneller Pflegdienst kümmern soll. Für diese erste Zeit gibt es das Pflegeunterstützungsgeld. Dabei können Sie für bis zu zehn Tage durch einen gesetzlichen Anspruch eine Freistellung samt Pflegeunterstützungsgeld erhalten. Es handelt sich also um eine Art bezahlten Sonderurlaub.
  • Staatliches, zinsloses Darlehen: Die letzte Unterstützungsform, die pflegende Angehörige als Ausgleich erhalten können, ist ein staatliches Darlehen. Dieses ist zinslos und kann beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben beantragt werden.

Soziale Absicherung bliebt trotzdem gegeben

Kümmern Sie sich als pflegender Angehöriger um einen Verwandten, sind Sie trotz einer eventuellen beruflichen Pause sozial abgesichert. Können Sie als pflegender Angehöriger mindestens zehn Stunden Pflege pro Woche nachweisen, zahlt die Pflegekasse des Pflegebedürftigen Ihre Beiträge zur Rentenversicherung.

Darüber hinaus übernimmt die Pflegekasse die Zuschüsse zu Kranken- und Pflegeversicherung. Auch in der Unfallversicherung sind pflegende Angehörige kostenfrei gesetzlich versichert. Lediglich in Sachen Arbeitslosenversicherung sieht es anders aus. Hier ist eine freiwillige Versicherung möglich, die Beträge müssen allerdings selbst entrichtet werden.

Optimale Vorbereitung durch Pflegekurse

Für die optimale Pflege eines Angehörigen sind Zeit und Motivation allein nicht ausreichend. Auch das Praxiswissen im Bereich Pflege ist unbedingt notwendig. Immerhin bietet die häusliche Pflege durch Angehörige eine Menge Herausforderungen. Dazu gehört unter anderem fachspezifisches Wissen zu Punkten wie:

  • Hauswirtschaftliche Versorgung
  • Fachgerechte Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme
  • Rückenschonendes Lagern durch spezielle Hebe-, Trage- und Legetechniken
  • Verabreichen von Medikamenten
  • Krankenbeobachtung und Analyse
  • Grundpflegerische Tätigkeiten
  • Besonderheiten bei bettlägerigen Pflegebedürftigen
  • Umgang mit Demenz

Wer diesen Anforderungen dauerhaft gerecht werden möchte, braucht Spezialwissen von Profis. Viele ambulante Pflegedienste, Pflegeheime sowie diverse Organisationen bieten zu diesem Zweck Pflegekurse für pflegende Angehörige an. Verfügt die pflegebedürftige Person bereits über einen Pflegegrad, übernimmt die Pflegekasse die Kosten für den Pflegekurs.

Was pflegende Angehörige am meisten belastet

Die Pflege von Angehörigen geht auf die Substanz. Gerade im Vergleich zu professionellen Pflegekräften sind pflegende Angehörige nochmals stärker belastet, da die emotionale Komponente hinzukommt. Und so reiben sich pflegende Angehörige häufig auf. Wie groß die Belastung wirklich ist, belegt eine repräsentative Umfrage unter hauptsächlich pflegerisch tätigen Angehörigen:

– Zu wenig Schlaf (38 Prozent)

– In der Rolle des Pflegenden gefangen (29 Prozent)

– Negativer Einfluss auf soziale Beziehungen (23 Prozent)

– Zu hohe körperliche und psychische Belastung (20 Prozent)

– Zukunfts- und Existenzängste (19 Prozent)

– Angst, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden (15 Prozent)

– Vorhandensein von Ekel- und Schamgefühl (14 Prozent)

Nehmen Sie ehrenamtliche Hilfe in Anspruch

Genau solche Probleme sind es, die viele Angehörige zum Aufgeben zwingen. Um das zu verhindern und pflegenden Angehörigen den Alltag zu erleichtern, bieten Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder der Arbeiter Samariter Bund verschiedene Hilfeoptionen an. Allem voran steht neben der hauptamtlichen Unterstützung durch professionelle Pflegekräfte auch die klassische Telefonsprechstunde, während der sich Angehörige ihre Alltagslast von der Seele reden können.

Ebenfalls hilfreich ist die Organisation in Selbsthilfegruppen pflegender Angehöriger. Der Vorteil: Durch diese Gruppen können sich Betroffene in ungezwungener Atmosphäre austauschen. Das ist wichtig, denn häufig müssen sich pflegende Angehörige erst eingestehen, dass sie ohne Hilfe nicht weiterkommen.

Körperliche Belastung bei der Pflege bewusst minimieren

Einer der Hauptbelastungsfaktoren in der Pflege ist die körperliche Anstrengung. Das gilt in erster Linie für schwerstbeeinträchtigte sowie bettlägerige Menschen. Heben, Lagern – und das viele Male am Tag. Genau das erfordert eine Menge Kraft und geht stark auf den Rücken, die Schultern und Gelenke.

Bei einem Muskelkater bleibt es hier nur selten. Vielmehr führen ungünstige Hebevariationen und Verrenkungen zu ernsthaften Rückenproblemen wie Bandscheibenvorfällen. Um diesem Problem einen Riegel vorzuschieben und die körperliche Belastung zu minimieren, bietet sich das Erlernen korrekter Hebe-, Lager- und Transfertechniken an. Zudem gibt der Markt einige praktische Pflegehilfsmittel für die Lagerung sowie den Alltag her, welche die Belastung deutlich reduzieren.

Wenn der Pflegebedürftige über einen anerkannten Pflegegrad verfügt, übernimmt die Pflegekasse in der Regel sogar die Kosten. Ebenfalls möglich ist der barrierefreie Umbau des Wohnumfelds, durch einen Treppenlift oder ein komplett ebenerdiges Badezimmer. Für solche Umbauten stellt die Pflegekasse des Pflegebedürftigen bis zu 4.000 Euro zur Verfügung.

Stressabbau zur Reduktion psychischer Belastung

Pflege belastet bei weitem nicht nur körperlich. Langfristig leidet auch die Psyche enorm. Die Auslöser sind kein Geheimnis: Immerhin zwingt die Kombination aus Zeitdruck, Zukunftsängsten, der Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse sowie das Multitasking die eigene Gesundheit nicht selten in die Knie. Umso wichtiger ist es, Stress zu reduzieren und einen Ausgleich für die Pflege zu finden.

Atem-, Entspannungs- und Meditationstechniken sind eine hervorragende Möglichkeit, um selbst unter großem Druck zur Ruhe zu kommen. Aber auch Methoden wie heiße Kräuterbäder oder Ablenkung durch Musik und bewusste „Ich-Zeit“ können in Sachen Stressbekämpfung Wunder bewirken.