8 Mythen rund um Zähne und Zähneputzen

Wir klären auf

Jeder denkt, dass er sich mit der Zahnpflege gut auskennt. Dabei kursieren viele Mythen, Unwahrheiten und falsche Ratschläge: Nach dem Essen ist es wichtig, das Zähneputzen nicht zu vergessen. Fest zu schrubben, bringt die besten Erfolge. Wer hat diese und weitere Sätze nicht schon einmal gehört? Doch stimmen sie auch? Nur zum Teil. Nachfolgend klären wir die acht größten Mythen rund um das Thema Zahnpflege auf.

Wir klären auf

Mythos # 1: Fest zu schrubben, bringt am meisten

Viele glauben dem Gerücht: Wer besonders ambitioniert schrubbt, beugt Karies am besten vor, doch dies ist eindeutig falsch. Es ist zwar wichtig, die Zähne regelmäßig und gründlich zu putzen, doch festes Schrubben, vielleicht sogar noch mit einer Zahnbürste mit harten Borsten, ist nicht nötig. Ganz im Gegenteil: Es ist grundfalsch.

Wer zu fest aufdrückt, strapaziert die Zähne und das Zahnfleisch. Letzteres kann sich durch den Druck zurückziehen. Die möglichen Folgen: freiliegende Zahnhälse, ein verletztes Zahnfleisch und ein geschädigter Zahnschmelz. Ist der Zahnschmelz angegriffen und abgetragen, schimmert das darunter liegende Zahnbein durch und die Zähne sehen gelblich statt weiß aus. Es gesellen sich in der Folge auch Verfärbungen hinzu. Daher ist es besser, beim Zähneputzen nur leichten Druck auszuüben.

Mythos # 2: Zucker zerfrisst regelrecht die Zähne

Die Annahme, dass Zucker die Zähne zerfrisst, ist weit verbreitet. Dabei schadet er den Zähnen nicht direkt. Gäbe es im Mund keine Bakterien, könnten wir so viel davon essen, wie wir möchten. Davon abgesehen, dass dies schwerwiegende gesundheitliche Folgen begünstigt, würde es die Zähne nicht unbedingt schädigen. Der Hauptgrund für Karies ist eben nicht der Zucker selbst, sondern es sind die Bakterien, die sich auf den Zähnen befinden und hier den Zucker zersetzen. Zucker dient den Kariesbakterien als Nahrung. Dabei wird Säure gebildet, die den Zahnschmelz angreift. Zucker begünstigt somit zwar nur indirekt Karies, steht aber aufgrund der Umwandlung in Säure bestenfalls nur selten auf dem Speiseplan.

Mythos # 3: Die Zähne müssen direkt nach dem Essen geputzt werden

Auch diese These hält sich hartnäckig, doch sie ist falsch. Die Zähne putzt man zwar im Idealfall zeitnah nach dem Essen, aber eben nicht direkt danach. Das gilt vor allem nach dem Genuss von Obst und Fruchtsäften, da der Zahnschmelz aufgrund der enthaltenen Säure weich und beim Zähneputzen angegriffen wird. Diesen Vorgang bezeichnet man als Entmineralisierung. Die direkte anschließende Zahnreinigung nach den Mahlzeiten fördert, dass der Zahnschmelz abgetragen und empfindlicher wird und so Karies mehr Angriffsfläche bietet.

Daher empfiehlt es sich, nach dem Essen den Mund nur zu spülen und mindestens eine halbe Stunde mit dem Zähneputzen zu warten. Dann hat der Speichel die Säure im Mund neutralisiert und es setzt automatisch der Remineralisierungsprozess ein. Die Speichelproduktion kann man außerdem durch einen zuckerfreien Kaugummi anregen.

Mythos # 4: Schlechte Zähne sind erblich

Immer wieder heißt es, dass gute Zähne in der Familie liegen. Die Zahnform und -stellung können vererbt sein, doch Zahnerkrankungen haben oft nicht nur eine Ursache. Fehlbildungen der Zahnhartsubstanz sind häufig erblich bedingt und auch eine Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) kann genetisch beeinflusst sein. Doch der genetische Faktor ist nicht allein verantwortlich. Wie hoch das Risiko für Zahnerkrankungen ist, kann jeder durch sein eigenes Verhalten stark beeinflussen.

Sehr wichtig sind hierbei eine gute und regelmäßige Zahnhygiene sowie eine gesunde und zahnfreundliche Ernährung. Karies wird durch verschiedene Faktoren verursacht und nur die wenigsten davon sind erblich. Ein Grund, dass Kinder oftmals ebenso Karies bekommen, ist, dass sie die Zahnpflege- und Ernährungsgewohnheiten der Eltern übernehmen. Kinder können auch von ihren Eltern oder anderen Menschen Karies bekommen, da dieser durch den Speichel übertragen wird, beispielsweise durch die gemeinsame Verwendung des Bestecks, beim Küssen oder durch das Ablecken des heruntergefallenen Schnullers, um ihn zu säubern.

Rundum saubere Zähne kann also mit der nötigen Disziplin und den passenden Hilfsmitteln nahezu jeder erreichen: Kleinköpfige Zahnbürsten mit sanften Borsten und raumfüllende Interdentalbürstchen leisten hier einen wichtigen Beitrag.

Mythos # 5: Kaugummikauen ersetzt das Zähneputzen

Das Kauen zuckerfreier Kaugummis regt den Speichelfluss an. Dies ist ein Fakt. Speichel ist sehr wichtig für die Verdauung und Abwehr von Krankheitserregern. Er kann beginnende Zahnschäden reparieren, indem er Mineralien zur Verfügung stellt. Zuckerfreie Kaugummis, die man regelmäßig nach dem Essen kaut, fördern die Zahngesundheit, doch sie ersetzen auf keinen Fall das Zähneputzen. Nur die Zahnbürste, Zahncreme mit Fluorid, Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen sind in der Lage, bakterielle Beläge effektiv zu entfernen. Zuckerfreie Kaugummis sind lediglich eine gute Ergänzung der Zahnpflege, beispielsweise, wenn unterwegs nicht die Möglichkeit besteht, die Zähne zu putzen. Sie verhindern, dass sich die schädlichen Bakterien vermehren.

Mythos # 6: Zahnersatz muss nicht gereinigt werden

Dass man Zahnersatz und Implantate nicht reinigen muss, ist ebenfalls ein Irrtum. Zahnersatz bekommt zwar, anders als natürliche Zähne, keine Karies, doch die schädlichen Bakterien sind in der Lage, viel mehr Schäden zu verursachen, beispielsweise Mundgeruch oder gar Zahnfleischentzündungen. Bakteriell bedingte Entzündungen stellen ein großes Risiko für den Implantat-Erhalt dar. Bildet sich das Zahnfleisch zurück, verliert die künstliche Zahnwurzel schlimmstenfalls ihren Halt. Implantate können so aufgrund mangelnder Pflege und Kontrollen verloren gehen.

Sind eigene Zähne vorhanden, besteht zudem die Gefahr, dass diese durch Bakterien und Beläge geschädigt werden. Daher ist es sehr wichtig, stets auch Zahnersatz zu pflegen. Neben der Reinigung mittels weicher Zahnbürste und Zahnpasta, ist es ebenso ratsam, Zahnseide für die Zahnzwischenräume zu verwenden. Es gibt für die Prothesenreinigung spezielle Pflegeprodukte und -instrumente. Außerdem empfiehlt sich eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung, die der Zahnarzt durchführt.

Mythos # 7: Äpfel zu essen, ersetzt die Zahnpflege

Äpfel sind gesund – keine Frage, denn sie enthalten reichlich Vitamin C und viele wichtige Mineralstoffe. Durch gründliches Kauen können Zahnbeläge zwar oberflächlich entfernt werden, doch dass das verzehren von Äpfeln das Zähneputzen ersetzt, ist ein großer Mythos. Ganz im Gegenteil: Äpfel enthalten Fruchtsäure, die, wie bereits erwähnt, den Zahnschmelz angreift, was schlimmstenfalls Karies verursacht. Ebenso schädlich ist der in Äpfeln enthaltene Fruchtzucker, der von den Bakterien zu Säure umgewandelt wird. Es ist daher wichtig, nach dem Essen von Äpfeln die Zähne zu putzen – doch nicht sofort, sondern frühestens nach etwa 30 Minuten.

Mythos # 8: Milchzähne benötigen nicht so viel Pflege

Ein hartnäckiger Mythos ist, dass man Milchzähne nicht so oft putzen muss, da sie nach einigen Jahren sowieso wieder ausfallen. Doch es ist wichtig, auch die ersten Zähne mit einer geringen Menge Kinderzahnpasta gründlich zu reinigen, sobald sie im Mundraum sichtbar sind. Für die Zähne des Babys gibt es spezielle Babyzahnbürsten. Jeder Milchzahn ist zum Beißen, Kauen, für die Sprachentwicklung, Mimik und ein optimales Kieferwachstum sehr wichtig.

Zudem ist ein gesundes Gebiss der Platzhalter für die bleibenden Zähne. Wenn Milchzähne fehlen, brechen sie vielleicht schief durch und positionieren sich dadurch ungünstig. Nachwachsende Zähne haben dann nicht mehr ausreichend Platz. Aufgrund dessen müssen Zahnärzte häufig schon bei Patienten in jungen Jahren bleibende Zähne ziehen. Mit Milchzähnen, die von Karies befallen sind, steigt auch das Risiko, dass sich im bleibenden Gebiss ebenfalls Karies bildet. Gesunde Milchzähne hingegen bedeuten meist auch zukünftig gesunde Zähne.