Zahnbehandlung im Ausland

Echter Spar-Tipp oder Spiel mit der Gesundheit?

Der Tourismus boomt. Und damit meinen wir nicht nur den Pauschal- und Abenteuertourismus. Noch viel steiler verläuft die Wachstumskurve beim Zahntourismus. Auch wenn hier der touristische Aspekt eher zur Nebensache wird, legt doch so mancher „Urlauber“ einen Städtetrip nach Budapest oder Istanbul mit einer Zahnbehandlung zusammen.

Kein Wunder, denn eine neue Brücke oder Prothese kostet hierzulande ein kleines Vermögen. Gerade ohne private Zahnzusatzversicherung sind schnell mittlere vierstellige Beträge fällig. Aber ist der günstige Zahnersatz aus dem Ausland wirklich eine gute Idee? Wir beantworten alle wichtigen Fragen rund um das heiß diskutierte Thema.

Echter Spar-Tipp oder Spiel mit der Gesundheit?

Verlockende Angebote aus dem etwas anderen „Reiseprospekt“

Warum unterziehen sich Menschen aus einem medizinisch so hervorragend aufgestellten Land wie Deutschland im Ausland einer Zahnbehandlung? Die Antwort auf diese Frage ist die Gleiche, wie auf die Frage, warum Haartransplantationen im Ausland so hoch im Kurs stehen. Sie lautet: das liebe Geld.

Schon ein einziges hochwertiges Zahnimplantat kann bei einem deutschen Zahnarzt leicht 2.000 Euro kosten. Noch nicht mitgerechnet sind hier die Kosten für den darauf angebrachten Zahnersatz. Da ist es doch verlockend, wenn Fernsehspots gleich die Erneuerung des halben Gebisses für diesen Preis versprechend. Nicht ganz unschuldig ist die übertragene Urlaubsstimmung.

Immerhin versprechen die Anbieter nicht nur optimale Versorgung von höchster Qualität und manchmal sogar deutsche Ärzte. Auch die Anreise, das Hotelzimmer, eine Rundum-Betreuung sowie Ausflüge in die Stadt gehören zum Gesamtpaket und das zu einem unschlagbaren Preis. Wen wundert es da, dass so mancher geplagte Patient hier zuschlägt?

Warum sind Behandlungen im Ausland so günstig?

Länder wie Ungarn, Polen, Bulgarien, die Türkei und sogar Thailand locken Zahntouristen mit Kampfpreisen. Wie aber kann es sein, dass diese Kosten in diesen Ländern so viel niedriger sind als bei uns – und das bei den vollmundigen Qualitätsversprechen? Dazu müssen wir uns zunächst die Kostenfaktoren anschauen.

Allem voran stehen die Personalkosten sowie das Honorar für die ausgebildeten Spezialisten. Dazu gesellen sich neben den Materialkosten die Kosten für individuelle Planung und Vorbehandlungen sowie für die Nachsorge in den Monaten nach dem Eingriff.

Die größten Kosteneinsparungen gehen auf die im Ausland deutlich niedrigeren Personalkosten zurück. Selbst ausgebildete Zahnärzte, die als Experten ihres Fachs gelten, verdienen nur einen Bruchteil ihrer deutschen Kollegen. Wer hier an Ausbeutung und Lohndumping denkt, liegt allerdings falsch. Vielmehr ist das wirtschaftliche Niveau dort im Vergleich zu Deutschland niedriger.

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Das bedeutet, dass Sie für den kaufkraftstarken Euro in Ländern wie der Türkei oder Thailand dank attraktiven Wechselkursen „mehr für Ihr Geld“ bekommen. Die Honorare entsprechen auf Landesebene dabei völlig normalen Gehältern.

Hinweis: Kostenersparnis durch „entfallenden Service“

In Deutschland gehören individuelle Beratung und eine optimale Planung zu jeder Zahnimplantation dazu. Das verursacht natürlich Kosten für die Zeit, die das Personal aufbringen muss. In der „Zahntourismus“-Branche spart man sich diese „individuellen Kosten“ häufig.

In vielen Fällen sind die Angebote wie Pauschalreisen aus dem Katalog aufgebaut und in ihrem Ablauf standardisiert. Auch wenn die Zahnimplantation ein Standardeingriff ist, kann diese Standardisierung für Patienten zum Problem werden.

Diese Risiken bestehen bei Behandlungen im Ausland

Eines vorweg: Eine Zahnbehandlung im Ausland ist keinesfalls grundsätzlich schlechter als eine vergleichbare Behandlung in Deutschland. Es kommt sogar häufig vor, dass die Behandlung von einem ausgewanderten deutschen Mediziner vorgenommen wird, der dank des Wohnsitzwechsels auch nicht zu deutschen Konditionen arbeiten muss, um den Lebensstil eines Arztes zu führen. Abgesehen davon bestehen bei Behandlungen im Ausland einige Risiken.

  • Risiko 1: Medizinische Standards
    Nicht immer entspricht die medizinische Ausstattung oder die Qualität der Abläufe den aus Deutschland bekannten Standards. Es handelt sich dabei schlicht um den Landesstandard, der vielerorts einfach nicht so hoch ist wie bei uns. Das betrifft etwa die technische Ausstattung, die neuesten medizinischen Erkenntnisse oder Merkmale wie einen abgetrennten OP-Bereich mit einem sogenannten Reinluftsystem. Solche Standards werden im Ausland und vor allem außerhalb Europas in einigen Fällen nur zum Teil erfüllt.
  • Risiko 2: Standard statt Individualität
    Ein günstiger Preis geht meist mit einem hohen Maß an Standardisierung einher. Das geht beim Zahnbehandlungstourismus im Ausland nicht selten auf Kosten von individueller Planung und Diagnostik. Hier kommen gehäuft Standardverfahren zum Einsatz, die den Anforderungen des einzelnen Kiefers nicht zu 100 Prozent gerecht werden. Das Risiko für Komplikationen und notwendige Nachbehandlungen ist damit erhöht.
  • Risiko 3: Mangelhafte Nachsorge
    Bei einem so komplexen und nachhaltigen Eingriff wie einer Zahnimplantation ist eine fachgerechte Nachsorge das A und O. Nur so lassen sich Komplikationen frühzeitig erkennen. Dabei ist es von Vorteil, wenn die Nachsorge gleich von dem Mediziner vorgenommen wird, der für den Eingriff verantwortlich ist. Wer sich im Ausland behandeln lässt, müsste somit auch für die Kontrolltermine mehrmals ins Ausland. Die Alternative ist der zahnärztliche Check durch einen „fremden“ Zahnarzt in Deutschland.
  • Risiko 4: Garantierisiken
    In der Reklame werben die Anbieter der zahntouristischen Auslandsreisen gerne mit einer Zufriedenheitsgarantie. Ergeben sich nach der Rückkehr nach Deutschland Probleme, gilt die im Ausland zugesicherte Garantie häufig nicht mehr. Das Resultat: Die anfallenden Behandlungskosten müssen die Betroffenen aus eigener Tasche zahlen. Entsprechende Versuche, die Garantie und den Schadenersatz vor einem ausländischen Gericht einzuklagen, gestalten sich eher aussichtslos.
  • Risiko 5: Falsches Material
    Auch das Material ist im Ausland häufig billiger. Dabei handelt es sich bei guten Kliniken um die gleichen Implantate und Materialien, wie sie auch hierzulande verarbeitet werden. Leider gibt es aber immer wieder schwarze Schafe, die Ihnen Wein verkaufen aber Wasser einschenken. Bei besonders billigen Angeboten ist die Gefahr besonders hoch, dass Sie ein Billig-Implantat unklarer Herkunft bekommen, das nicht den gültigen Qualitätsstandards der Medizin entspricht.
  • Risiko 6: Unbekannte Kompetenzlage
    Deutsche Kliniken arbeiten in der Regel sehr transparent. Öffentlich einsehbare Bewertungsportale und Foren, in denen sich Patienten austauschen, tun ihr übriges dazu, dass Patienten sich gut über ihren Implantologen informieren können. Im Ausland ist das bedeutend schwieriger. Insbesondere dann, wenn es sich um das Nicht-EU-Ausland handelt, wo es auch an der englischen Sprache hapert. Experten warnen sogar vor aufgehübschten Marketing-Seiten mit zweifelhaften Lebensläufen. Stellen Sie vor einer solchen Entscheidung also immer Nachforschungen an. Bringen Sie in Erfahrung, ob Ihr behandelnder Arzt ein fachlich geprüfter Implantologe mit dazu passenden Ausbildungszertifikaten ist.

Achtung: Achten Sie auf ECDI-Zentren

Sie möchten bares Geld sparen und eine Zahnbehandlung guten Gewissens im Ausland vornehmen lassen? Dann achten Sie auf spezifische Qualitätsmerkmale der Kliniken. Beispielhaft zu nennen sind hier die ECDI-Zentren in zahlreichen europäischen Ländern. Diese haben es sich selbst zur Aufgabe gemacht, die gleichen Qualitätsnormen zu erfüllen, die in Deutschland gelten.

Die sogenannten ECDI-Ärzte haben sich unter anderem dazu verpflichtet, die Therapien immer nach aktuellen Leitlinien und wissenschaftlichen Standards durchzuführen. Noch einmal: Ein ECDI-Zentrum ist kein Muss! Auch andere Ärzte liefern teils hervorragende Arbeit ab. Allerdings ist es Ihre Aufgabe als Patient, sich gewissenhaft zu informieren.

Nachsorge beim deutschen Zahnarzt problematisch

Es liegt auf der Hand, dass die Kliniken im Ausland daran interessiert sind, die Kosten so gering wie möglich zu halten. Anders wären die günstigen Angebote kaum umsetzbar. Leider werden aus Zeitersparnisgründen die Einheilzeiten nicht eingehalten. Das erhöht die Gefahr für Entzündungen.

Das führt vor allem dann zu Problemen, wenn im Ausland Implantat-Systeme verwendet wurden, die hierzulande nicht oder nicht mehr gebräuchlich sind. Es kann also passieren, dass der mit der Nachbehandlung in Deutschland beauftragte Zahnarzt nicht über die richtigen Instrumente verfügt. Eine Auslandszahnbehandlung gipfelt damit im schlimmsten Fall in einer Zahnarzt-Odyssee.

Vorteile und Nachteile der Auslandszahnbehandlung auf einen Blick

Zahnersatz im Ausland anfertigen und einsetzen zu lassen, ist prinzipiell kein Problem. Vorausgesetzt, die Klinik Ihrer Wahl verfügt über die gewünschten Standards. Allerdings gilt das nicht uneingeschränkt für alle Länder. Es spricht wohl kaum etwas dagegen, sich die Zähne in den USA, Großbritannien, den Niederlanden oder Frankreich machen zu lassen. Allerdings sind die Kosten dort in der Regel genauso hoch wie bei uns.

Trotz der verlockend geringen Kosten sollten Sie sich der Risiken bewusst sein, die außerhalb Westeuropas und insbesondere in den Ländern abseits der EU lauern können. Unter dem Strich kann Sie ein solches Schnäppchen inklusive Komplikationen und Nachbehandlungen in der Heimat teurer zu stehen kommen als eine Komplettbehandlung in Deutschland.

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Wer auf Nummer sicher gehen möchte, schließt eine gute Zahnzusatzversicherung ab. Somit profitieren Sie schon zu einem geringen Monatsbeitrag von einer hohen Kostenübernahme für die bestmögliche Zahnbehandlung. MAXCARE übernimmt abhängig vom gewählten Tarif bis zu 100 Prozent der Behandlungskosten ganz ohne private Zuzahlung.

Keine Angst vor hohen Kosten dank Zahnzusatzversicherung

Vorteile Nachteile

Hohe Kostenersparnis im vier- bis fünfstelligen Bereich.

Auch im Ausland winkt der Festzuschuss der gesetzlichen Krankenversicherung durch die freie Arztwahl innerhalb der EU.

Häufig leisten die Zahnarztteams im Ausland gute Arbeit.

In manchen Fällen bestehen Kooperationen mit deutschen Praxen für die Nachsorge.

x Kein Festzuschuss der gesetzlichen Krankenkasse bei Behandlungen außerhalb der EU.

x Häufig zusätzliche Kosten durch An- und Abreise sowie für weitere Reisetermine.

x Eine Auswertung der MDK (2008) belegte, dass ein Drittel des ausländischen Zahnersatzes nicht den deutschen Qualitätsstandards genügte.

x Sehr preiswerte Angebote bergen die Gefahr, dass etwa am Material gespart wird.

x Behandlungsfehler, Mängel und Garantieansprüche können meist nur im jeweiligen Land geltend gemacht werden.

x Häufig übernehmen Zahnärzte hierzulande aus Haftungsgründen keine Reparaturen, sondern lediglich eine notwendige Schmerzbehandlung.