Wir decken auf – Die größten Zahn- und Zahnpflegemythen im Faktencheck

Unsere Zähne sind ein Wunderwerk der Natur. Immerhin bestehen sie aus dem härtesten Material, das der menschliche Körper zu bieten hat. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass sie unkaputtbar sind. Im Gegensatz zu Haien oder vielen Nagetieren wachsen unsere Zähne nicht einfach ein Leben lang nach.

Sobald wir unsere Milchzähne verloren haben, müssen wir mit unseren „bleibenden Zähnen“ auskommen. Gerade um das Thema Zähne und Zahnpflege haben sich daher etliche Mythen und Legenden gebildet. Lassen Sie uns gemeinsam den verbreitetsten Zahnmythen auf den Grund gehen.

Mythos Nr. 1 – Milchzähne muss man nicht intensiv pflegen

Milchzähne tragen ihre Namen nicht umsonst. Die ersten Zähne begleiten Kinder bis etwa zum sechsten Lebensjahr. Dann beginnen schon wieder die ersten Schneidezähne zu wackeln. Der Umstand, dass Milchzähne durch bleibende Zähne ersetzt werden, hat einen der größten Zahnmythen überhaupt hervorgebracht.

„Milchzähne müssen nicht intensiv gepflegt werden, sie fallen ohnehin aus.“ Sicherlich fallen die Milchzähne aus. Der potenzielle Schaden an einem Milchzahn ist auch nicht das eigentliche Problem. Vielmehr sind es die sich im Mundraum ausbreitenden Bakterien, die beispielsweise von einem kariösen Milchzahn stammen. Diese können schnell auf nachwachsende Zähne übergreifen und diese bereits schädigen, bevor sie überhaupt vollständig durchgebrochen sind.

Ein Zahnschaden in so frühen Jahren muss nicht sein. Dementsprechend wichtig ist auch die intensive Pflege der Milchzähne mit einer weichen Zahnbürste und einer speziellen Kinderzahnpasta.

Übrigens:

Wer seinen Kindern schon früh die gründliche Zahnpflege beibringt, legt die Basis für gesunde Zähne im Erwachsenenalter!

Mythos Nr. 2 – Eine Minute Zähneputzen reicht völlig aus

Einmal kurz über die Zähne schrubben und schon sind Zahnbelag und Bakterien passé. Geht es nach diesem Motto, reicht schon eine Minute pro Reinigungsdurchgang aus. So einfach ist es allerdings nichts. Sowohl morgens als auch abends sollten Sie mindestens drei bis vier Minuten in die gewissenhafte Zahnreinigung investieren. Erst diese Reinigungszeit garantiert, dass möglichst viel Plaque von den Zahnoberflächen und aus den Zahnzwischenräumen verschwindet.

Darüber hinaus benötigen auch die Inhaltsstoffe der Zahnpasta Zeit, um ausreichend einzuwirken. Nur so kann etwa das enthaltende Fluorid seine schützende Wirkung voll entfalten. Besonders wichtig ist das Zähneputzen im Übrigen am Abend. Und das gleich aus zwei Gründen. Einerseits können sich optimal gereinigte Zähne über Nacht besser regenerieren. Andererseits bleibt den Bakterien nachts mehr Zeit, um Schaden am Zahnschmelz anzurichten.

Mythos Nr. 3 – Zähne müssen direkt nach dem Essen geputzt werden

Essenreste, die sich nicht in Zahnzwischenräumen und auf den Kauflächen befinden, sind kein Nährboden für Bakterien. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Sie unmittelbar nach einer Mahlzeit zu Zahnbürste und Zahnseide greifen sollten. Bei einigen Speisen mag das unproblematisch sein, bei anderen wiederum kann das die Zähne sogar schädigen.

Das gilt vor allem für zucker- sowie säurehaltige Lebensmittel wie Obst oder Fruchtsäfte. Auch Getränke wie Cola oder diverse Limonaden, die mit Säuerungsmitteln versehen sind, weichen den Zahnschmelz auf. Würden Sie nun wie gewohnt die Zähne putzen, nutzt sich der Zahnschmelz unnötig stark ab. Warten Sie deshalb nach dem Essen mindestens eine halbe Stunde. So lange dauert es, bis der Speichel die Säuren im Mundraum neutralisiert hat.

Mythos Nr. 4 – Wer kräftig putzt, putzt besser

Das Motto „viel hilft viel“ wird gerne bemüht, bringt aber nur in den wenigsten Fällen einen echten Nutzen. Beim Zähneputzen ist das nicht anders. Auch wenn das gründliche Reinigen der Zähne wichtig ist, brauchen Sie zum Lösen von Speiseresten und Plaque keinen besonders großen Druck. Wesentlich wichtiger ist die Putztechnik. Wer mit der Zahnbürste zu fest aufdrückt, belastet sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch. So nutzt sich beispielsweise der Zahnschmelz zusätzlich ab.

Aber auch das Zahnfleisch kann durch den Druck geschädigt werden, sich zurückziehen und damit die empfindlichen Zahnhälse freigeben. Achten Sie beim Putzen darauf, dass Sie lediglich leichten Druck ausüben. Verwenden Sie außerdem eine Zahnbürste mit vielen weichen Borsten. Damit putzt es sich deutlich schonender und effizienter als mit einer Standard-Zahnbürste.

Schon gewusst?

Putzen Sie immer in streichenden Bewegungen von „rot zu weiß“ – also vom Zahnfleisch zum Zahn.

Mythos Nr. 5 – Harte Lebensmittel können die Zahnbürste ersetzen

Zahnbelag lässt sich nur durch mechanische Einwirkung lösen und beseitigen. Das hat zu der Annahme geführt, dass der Verzehr von harten Lebensmitteln wie Karotten, Äpfeln oder trockenem Brot eine effektive zahnreinigende Wirkung hat. Das stimmt zumindest teilweise, denn durch die harte Konsistenz reiben sich Beläge an den exponierten Stellen der Zähne tatsächlich ab. Teile der Kauflächen, die Ecken sowie die Zahnzwischenräume sind dabei aber nicht erreichbar.

Eine hochwertige Zahnbürste und Zahnseide sind für eine gründliche Zahnreinigung unverzichtbar. Als Ersatz für eine Zahnbürste taugen Karotten und Co. also nicht. Es spricht jedoch nichts dagegen, regelmäßig harte Lebensmittel zu essen, um zumindest einen Teil der Beläge über den Tag hinweg in Schach zu halten.

Mythos Nr. 6 – Zahnpflegekaugummis ersetzen die Zahnbürste

Wenn schon harte Lebensmittel die Zahnbürste nicht ersetzen können, dann doch wenigstens Zahnpflegekaugummis. Auch hier gilt: Zahnpflegekaugummis sind Hilfsmittel, die Sie bei der Zahnpflege unterstützen. Zahnbürste und Zahnseide lassen sich jedoch durch kein Kaugummi der Welt vollständig ersetzen.

Nichtsdestotrotz bieten sich spezielle Zahnpflegekaugummis für die Zahnpflege zwischendurch an. Achten Sie dabei aber auf zwei Dinge. Zuallererst sollte der Kaugummi zuckerfrei sein. Ideal sind Produkte mit dem Zuckerersatzstoff Xylit. Der Vorteil dieses Zuckerersatzstoffes liegt darin, dass er von den kariesverursachenden Bakterien nicht verstoffwechselt werden kann.

Darüber hinaus regt Xylit den Speichelfluss an. Das wiederum ist von Vorteil, da Speichel die Zahnzwischenräume spült und das darin enthaltene Calciumphosphat den Zahnschmelz in seiner Entwicklung und Regeneration unterstützt. Ideal ist ein Zahnpflegekaugummi in Situationen, in denen Sie nicht die Zähne putzen können. So etwa auf der Arbeit, während einer Reise oder nach einem Restaurantbesuch.

Mythos Nr. 7 – Durch Rauchen verfärben sich Zähne nur oberflächlich

Anders als es uns Hollywood weismachen will, sind unsere Zähne nicht von Geburt an schneeweiß. Die natürliche Zahnfarbe reicht in der Regel von cremeweiß bis elfenbeinfarben. Aber auch die Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, verändern dauerhaft die Zahnfarbe. Das gilt auch für das Rauchen.

Datenquelle zur Grafik

Viele Raucher gehen jedoch davon aus, dass die gelblichen Verfärbungen lediglich oberflächlich sind. Wer aber lange genug raucht, muss damit rechnen, dass sich auch die tieferliegenden Schichten der Zahnsubstanz nachhaltig verfärben. Während sich oberflächliche Verfärbungen wegpolieren oder durch ein Bleaching effektiv beseitigen lassen, sind die tieferliegenden Verfärbungen in der Regel dauerhaft.

Das ist aber nicht der einzige schädliche Effekt langjährigen Rauchens. Infolge des schadstoffbedingten Sauerstoffmangels sind Zahnfleischentzündungen und Parodontitis Tür und Tor geöffnet. Wer also dauerhaft schöne Zähne haben möchte, sollte sich die Sache mit dem Rauchen gut überlegen.

Mythos Nr. 8 – Elektrische Zahnbürsten sind besser als manuelle Zahnbürsten

Das ist ein weit verbreiteter Mythos, der auch in diversen Zeitschriften immer wieder ausgegraben wird. An diesem Mythos ist bedingt sogar etwas dran. Richtig angewendet ist die elektrische Zahnbürste für die meisten Menschen tatsächlich die effizientere Methode zur Zahnpflege. Das Problem besteht lediglich darin, dass die Putztechnik häufig nicht die richtige ist.

Meist übernehmen die Menschen die Putztechnik vom Putzen mit der manuellen Handzahnbürste. Beim Putzen mit der elektrischen Zahnbürste wird der Plaque erst einmal angerüttelt. Anschließend setzen Sie den Bürstenkopf im 45-Grad-Winkel an, um den gelösten Plaque wegzufegen. Mit einer elektrischen Zahnbürste putzen Sie bei richtiger Anwendung nicht gründlicher als mit einer Handzahnbürste.

Handzahnbürsten sind bei richtiger Handhabung ebenso gründlich. Nichtsdestotrotz fällt es den meisten Menschen mit der elektrischen Zahnbürste leichter, die Zähne optimal zu pflegen. Besonders effizient sind im Übrigen Schallzahnbürsten. Diese arbeiten mit einer niedrigeren Frequenz. Dadurch werden die Zähne beim Putzen bei gleicher Reinigungsleistung im Vergleich zu Standard-Bürsten noch mehr geschont.

Mythos Nr. 9 – Schlechte Zähne kann man erben

Unsere Gene haben auf viele gesundheitliche Umstände einen großen Einfluss. Ganz gleich, ob Diabetes oder die Neigung zu Übergewicht – erbliche Faktoren spielen hier eine tragende Rolle. Sogar bei den Zähnen ist die Genetik beteiligt. Eine Ausrede für schlechte Zähne oder gar Karies ist das jedoch nicht.

Nur weil Vater oder Mutter schlechte Zähne hatten, bedeutet das noch lange nicht, dass auch Sie Ihre schlechten Zähne damit entschuldigen können. Realistisch betrachtet liegt der Einfluss der Gene auf die Zahngesundheit bei ein bis zwei Prozent. Das betrifft Faktoren wie die Zahnstellung und die Dicke des Zahnschmelzes. Für alles andere sind Sie selbst verantwortlich. Damit ist also auch die Vererblichkeit von Karies nichts weiter als ein Mythos.

Mythos Nr. 10 – Zahnaufhellung ist zuhause problemlos möglich

Das perfekte Hollywood-Lächeln ist heute eines der großen Schönheitsideale. Wen wundert es da, dass viele Menschen in die Versuchung geraten, die Zahnaufhellung in Eigenregie zu Hause durchzuführen? An Tipps und Methoden mangelt es im Internet schließlich nicht. Angefangen von aufhellenden Zahncremes bis hin zu Whitening-Strips und Gels ist das Angebot groß.

Leider müssen wir an dieser Stelle mit dem Mythos Zahnaufhellung aufräumen. Fakt ist: Die meisten Whitening-Zahnpasten enthalten aggressive Schmirgelstoffe, die den Zahnschmelz ein wenig abtragen und damit aufhellen. Dass das langfristig ungesund für die Zähne ist, liegt auf der Hand. Auch andere Whitening-Produkte für den Heimgebrauch sind mit Vorsicht zu genießen.

Bei falscher Anwendung drohen hier unter anderem Schäden des Zahnfleischs. Darüber hinaus ist die zahnaufhellende Wirkung der Do-it-yourself-Produkte sehr beschränkt. Wenn Sie Ihre Zahnfarbe effektiv und sicher aufhellen möchten, führt kein Weg an einem professionellen Bleaching beim Zahnarzt vorbei.

Mythos Nr. 11 – Honig fördert Karies genauso wie Zucker

Wer viel Süßes isst, hat ein deutlich erhöhtes Risiko für Karies. Die Ursache liegt auf der Hand: der enthaltene Zucker. Ein Mythos besagt, dass nicht nur Süßigkeiten die Kariesbildung fördern, sondern auch Honig. Nun haben Wissenschaftler jedoch festgestellt, dass Naturhonig sogar einen positiven Einfluss hat. Die zahnheilende Wirkung geht auf die enthaltenen „Inhibide“ zurück. Diese Hemmstoffe wirken dem Wachstum von Kariesbakterien entgegen.

Das Problem: Genau diese Hemmstoffe sind extrem empfindlich gegenüber Hitze. Um von der zahnheilenden Wirkung zu profitieren, sollten Sie den Honig also nicht warmen Getränken wie Tee oder Milch zusetzen. Ein klassisches Honigbrot ist die bessere Wahl. Das Zähneputzen sollten Sie dennoch nicht vernachlässigen.