Weiße Zähne dank schwarzer Aktivkohle – Kann das funktionieren?

In der Werbung sind sie zu sehen. Auf nahezu jedem Plakat strahlen sie Ihnen entgegen. Und in Hollywood-Filmen sind sie ohnehin obligatorisch: strahlend weiße Zähne. Wen wundert es da, dass sich das makellose Lächeln neben dem Sixpack und dem Apfelpopo in die Riege der Schönheitsideale eingereiht hat? Um dieses Ziel zu erreichen, lassen viele Menschen kaum etwas unversucht.

Neben dem risikobehafteten Bleaching für zu Hause und Whitening-Zahncremes mit Schmirgelpartikeln liegt Aktivkohle voll im Trend. Aber was bewirkt Aktivkohle im Mund? Funktioniert das wirklich? Und welche Nachteile hat der Einsatz von Aktivkohle? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was ist Aktivkohle?

Im Handel findet schwarze Zahnpasta gerade reißenden Absatz. Der Grund: Sie soll auf natürliche Weise die Zähne aufhellen. Was im ersten Moment merkwürdig klingt, ist leicht erklärt. Das Geheimnis der schwarzen Zahnpasta ist die darin enthaltene Aktivkohle.

Die auch als medizinische Kohle bekannte Substanz ist nichts weiter als ein Kohlenstoff, der aus pflanzlichen Rohstoffen wie Nussschalen, Baumrinde oder Torf hergestellt wird. Schon vor Jahrtausenden war Aktivkohle den Menschen in Ägypten, dem chinesischen Kaiserreich sowie dem antiken Griechenland als Heilmittel bekannt.

Aktivkohle zeichnet sich durch ihre offenporige Struktur aus, was ihr „adsorptive“ Eigenschaften verleiht. Das bedeutet, dass die Aktivkohle verschiedenste Moleküle aufnehmen und an sich binden kann. Das gilt beispielsweise für Giftstoffe im Magen-Darm-Trakt. Nicht umsonst dient Aktivkohle in der Medizin als Therapiemittel bei Vergiftungen, da sie Giftstoffe im Magen neutralisiert.

Wirkungsweise von Aktivkohle im Mundraum

Die besonderen Eigenschaften der Aktivkohle kommen auch im Mundraum zum Tragen. Die raue und offenporige Oberfläche der Aktivkohle wirkt wie ein Schwamm, in deren Poren sich Schmutzpartikel, Keime und Giftstoffe festsetzen. Beim Zähneputzen wirkt Aktivkohle zudem mechanisch als feiner Schmirgelpartikel.

So löst die Kohle beim Putzen festsitzende Beläge effektiv an und bindet Teile davon in den Poren. Beim Ausspülen des Mundes wird die Plaque schließlich ausgespült. Regelmäßig angewendet, hellen sich die Zähne durch die effektive Reinigung und den Schmirgeleffekt daher auf.

Hier wird Aktivkohle noch eingesetzt

In Form von Kohletabletten findet sich Aktivkohle in Krankenhäusern und Hausapotheken wieder. Dort dienen sie beispielsweise als Medikament, um Durchfall zu lindern oder Vergiftungen entgegenzuwirken. Zudem setzt auch die Kosmetikindustrie auf die bindenden Eigenschaften der Aktivkohle.

Gerade Gesichtscremes gegen Pickel und fettige Haut enthalten häufig Aktivkohle. Sogar bei der Lebensmittelproduktion ist Aktivkohle als Farbstoff zu finden. Unter der Bezeichnung E 153 finden Sie sie etwa in Fruchtsäften oder Süßwaren.

Welche Arten von Aktivkohle gibt es?

Im Zahnpflegebereich kommt Aktivkohle nicht nur in Zahnpasta zum Einsatz. Auch in anderen Darreichungsformen wird sie verwendet:

  • Aktivkohle-Zahnpasta: In schwarzen Zahncremes ist ein gewisser Aktivkohleanteil als Schmirgelgranulat zum Lösen und Binden von Belägen enthalten. Wie hoch der Anteil der Schmirgelpartikel ist, erkennen Sie anhand des sogenannten RDA-Werts. Je höher der Wert, desto höher der Anteil der Schmirgelpartikel.

Zum Vergleich: Eine „normale“ Zahncreme hat einen RDA-Wert zwischen 40 und 80. Beachten Sie bitte: Mit steigendem Schmirgeleffekt leidet Ihr Zahnschmelz. Solche Zahncremes sollten daher (wenn überhaupt) nicht zu oft verwendet werden, um kostspielige Zahnschäden zu vermeiden.

  • Aktivkohle-Pulver: Aktivkohle-Pulver ist die „ursprünglichste“ Form der Zahnreinigung mit Aktivkohle. Dazu vermischen Sie das Pulver lediglich mit etwas Wasser und putzen damit die Zähne. Aufgrund der schlecht kontrollierbaren Pulvermenge und dem variablen Schmirgelgrad des erhältlichen Pulvers ist diese Vorgehensweise allerdings nicht zu empfehlen.

Zudem fehlen durch die Zahnreinigung ausschließlich mit Aktivkohle-Pulver wichtige Zusatzstoffe, die den Zahnschmelz härten und gegen Karies schützen. Das Putzen mit Aktivkohle hat im Übrigen eine ähnliche Wirkung wie das ebenfalls nicht empfehlenswerte Säubern der Zähne mit Backpulver.

Nützlich oder gefährlich – Wo der Hase im Pfeffer liegt

Fakt ist: Schwarze Zahnpasta mit Aktivkohle kann die Zähne ein Stück weit aufhellen. Allerdings ist dies nur in einem gewissen Umfang möglich, da die Aktivkohle lediglich oberflächliche Beläge aufnehmen kann.

Durch den Schmirgeleffekt verschwindet zudem ein Teil der verfärbten obersten Zahnschmelzschicht. Hier liegt allerdings der Hase im Pfeffer. Da Aktivkohle beim Zähneputzen einen hohen mechanischen Abrieb aufweist, greift sie auf Dauer den Zahnschmelz an. Dieser wird somit abgetragen, womit der Zahn seine schützende Hülle verliert.

Damit werden die Zähne zwar heller, aber auch schmerzempfindlicher und anfälliger für Karies. Gleichzeitig können sich erneute Zahnverfärbungen noch besser auf der angerauten Oberfläche festsetzen. Langfristig beißt sich die Katze also in den Schwanz.

Vorsicht vor „Reparatur-Versprechen“

Einige Hersteller von Aktivkohle-Zahncremes werben damit, dass die Zahnpasta nicht nur aufhellt, sondern auch die Zahnoberfläche repariert. Häufig enthalten solche Produkte den Stoff Hydroxylapatit. Dieser Stoff ist auch im Zahnschmelz enthalten und sorgt dort unter anderem für Stabilität.

Das über die Zahncreme zugeführte Hydroxylapatit soll in der Theorie kleinere Schäden im Zahnschmelz reparieren und den Zahn widerstandsfähiger machen und vor neuen Verfärbungen schützen.

Die Rechnung geht in den meisten Fällen aber nicht auf, da die Zahncremes häufig auch Natriumfluorid enthalten. Auch dieser Stoff wirkt sich positiv auf die Struktur und Gesundheit der Zähne aus. In Kombination hebt sich die Wirkung beider Stoffe allerdings auf. Unter dem Strich gehen damit sogar die vor Karies schützenden Eigenschaften des Fluorids weitgehend verloren.

Alternativen für hellere und gesündere Zähne

  • Regelmäßige Zahnpflege: Die einfachste Art, Verfärbungen zu entfernen, ist, diese zu vermeiden. Achten Sie daher darauf, dass Sie Beläge regelmäßig und gewissenhaft entfernen. So haben Plaque und unschöner Zahnstein keine Chance.

Idealerweise putzen Sie Ihre Zähne nach jeder Mahlzeit und spülen zumindest einmal täglich mit einer Mundspülung nach. Eine spezielle Whitening-Zahnpasta mit Schmirgelpartikeln oder Aktivkohle benötigen Sie dafür nicht.

  • Hochwertige Zahnpasta: Eine gute Zahnpasta ist Gold wert. Diese versorgt die Zähne mit schützenden Stoffen und ist gleichzeitig sanft zum Zahnschmelz. Gerade Letzteres ist wichtig, denn einmal verlorener Zahnschmelz regeneriert sich nicht. Als ideal gelten Zahncremes mit einem RDA-Wert von ca. 50.

Zudem sollte eine Zahncreme für Erwachsene 1.000 bis 1.500 ppm Fluorid enthalten. Die meisten Zahncremes enthalten entweder Natriumfluorid oder Natriummonofluorphosphat. Unter Zahnärzten gilt aber insbesondere Amminfluorid als Goldstandard für die Zahnpflege.

  • Elektrische Zahnbürste: Richtig angewendet steht die gute alte Handzahnbürste der elektrischen Zahnbürste in puncto Reinigungsleistung in nichts nach. In der Praxis zeigt die elektrische Variante jedoch deutlich bessere Putzergebnisse. Das liegt einerseits an der einfachen Handhabung und andererseits an der menschlichen Faulheit. Schallzahnbürsten reinigen auch schlecht erreichbare Ecken besonders effektiv.

  • Professionelle Zahnreinigung: Bei all den Putzbemühungen, die Sie zuhause treffen: Nur in den seltensten Fällen entfernen Sie Beläge und Verfärbungen in Eigenregie komplett. Eine jährliche professionelle Zahnreinigung sorgt dafür, dass Ihre Zähne wirklich sauber sind. Zudem entfernt der Zahnarzt hier nicht nur Beläge, sondern auch Zahnstein, der sich an schwer erreichbaren Orten zwischen den Zähnen gebildet hat.

Leider übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für diese wichtige Maßnahme für die Zahnprophylaxe meist nicht. Bei der Zahnzusatzversicherung von MAXCARE winken Ihnen jährlich bis zu 200 Euro für solche vorbeugenden Maßnahmen. Informieren Sie sich noch heute über unsere Tarife und schützen Sie Ihr Lächeln!

  • Verzicht auf färbende Lebensmittel: Einige Lebens- und Genussmittel sind besonders berüchtigt für ihre färbende Wirkung. Allem voran betrifft das Nikotin, Kaffee, Tee, Rotwein und Cola aber auch Rote Beete, Paprika, Karotten und Tomaten. Überlegen Sie, ob Sie nicht auf einige dieser Lebensmittel verzichten oder den Konsum etwas zurückfahren möchten. Zumindest dann, wenn Ihnen weiße Zähne tatsächlich wichtig sind.

Zudem empfiehlt es sich, Reste dieser Lebens- und Genussmittel so schnell wie möglich aus dem Mundraum zu spülen. So haben die Farbstoffe keine Zeit, sich am Zahnschmelz anzulagern. Trinken Sie nach einer Tasse Kaffee etwa ein Glas Wasser.

  • Professionelles Bleaching: Die natürliche Zahnfarbe schwankt von Mensch zu Mensch zwischen schneeweiß und dunklem Elfenbein. Nur die wenigsten Menschen haben im Übrigen wirklich helle Zähne. Die Idealisierung durch Hollywood und Co. sorgt jedoch für den Trugschluss, dass dies der Normalzustand sei.

Es überrascht wenig, dass die meisten Menschen ihre natürliche Zahnfarbe bereits als „gelb“ empfinden. Die einzige Möglichkeit, um die natürliche Zahnfarbe aufzuhellen ist ein professionelles Bleaching beim Zahnarzt. Diesen Schritt sollten Sie sich aber genau überlegen, denn gesund für den Zahnschmelz ist das Bleachen mit Wasserstoffperoxid nicht wirklich.

Fazit: Aktivkohle-Zahnpasta ist mit Vorsicht zu genießen

Damit Zahnpasten mit Aktivkohlezusatz in Deutschland überhaupt als Zahnpflegeprodukte zugelassen werden können, müssen gesetzliche Sicherheitsstandards erfüllt sein. Das bedeutet, dass die Schmirgelwirkung der Zahnpasten vergleichsweise gering ausfällt, was häufigeres Putzen nötig machen würde.

Unter dem Strich eignet sich die schwarze Zahnpasta damit kaum, um nachhaltig hellere Zähne zu bekommen. Die natürliche Zahnfarbe, die bei den meisten Menschen eben nicht strahlend weiß ist, lässt sich damit nicht ändern.

Auch für Menschen mit generell empfindlichen Zähnen sind solche Produkte nicht geeignet. Dafür gibt es zahlreiche Alternativen, die Ihre Zähne nicht unbedingt heller machen, dafür aber gesünder halten. Und darum geht es schließlich, oder?